Wer es verstehen kann, der verstehe es. Wer aber nicht, der lasse es ungelästert und ungetadelt. Dem habe ich nichts geschrieben. Ich habe für mich geschrieben. (Jakob Böhme)

Die Gefühle der Menschen




Wieder einmal machte sich die Hoffnung auf den langen Weg der Entbehrung, denn sie hatte von einem Schloss in einem großen Land gehört, in dem die bösen Magier Argwohn, Häme, Feigheit  und Lüge mit den Hexen  Neid,  Gier, Verachtung  und Bosheit die Träume und die meisten Gefühle der Menschen gefangen hielten und  folterten.
Die stummen Schreie der Unterdrückung färbten die Mauern und den Himmel blutrot, um das Schloss herum welkten die Blumen, die Bäume verdorrten und das Wild floh.
Eine düstere Einsamkeit breitete sich aus und legte sich fast wie eine Glocke um dieses Land und Jeder mied die Umgebung, denn die, trotz der Gefangenschaft, immer noch starke Sehnsucht saugte jede Wärme an, die aber in der Bannmeile des Unheils zu blutigen Kristallen gefror und sich so um das Schloss eine unüberwindlich erscheinende Barriere bildete.
Die Hoffnung traf auf ihrem Weg eine ganz kleine, zusammengekrümmte Gestalt und erkannte bestürzt die Liebe, die sich auch gerufen fühlte, doch kaum noch fähig war, ihren Weg fortzusetzen.  So umarmte sie diese und nahm die dadurch erstarkte Liebe an die Hand und gemeinsam strebten sie frierend, aber sich gegenseitig immer wieder wärmend, dem düsteren Gemäuer zu.
Je näher sie den Eiskristallen kamen, umso mehr erschauerten sie in der sich ausbreitenden Kälte, doch eng umschlungen gingen sie weiter. Erstaunt blickten sie sich um, als sie Rufe hinter sich hörten.
Der Mut hatte sich erfolgreich gegen die Gefangennahme gewehrt und suchte nun Hilfe, um auch die Anderen befreien zu können.
Da zogen sie nun gemeinsam, Hand in Hand - die Hoffnung, die niemals aufgeben will, die Liebe, sich immer verströmend und der Mut, der nur ein Vorwärts kennt, ihre Stärke miteinander teilend, dadurch diese aber  vermehrend -  gegen die vermeintlich starken Feinde an.
Die Eiskristalle begannen im Strom der Liebe zu weinen und gaben den Weg frei, die Hoffnung nickte dem Mut zu, der voller Kraft die Tore öffnete und sie erreichten den großen Innenraum, in dem sich die Magier und Hexen ihnen entgegen stellten, sie mit aller Gewalt halten wollten, doch die sich ausbreitende Wärme, die Hoffnung und Liebe verströmten, ließen Argwohn, Häme, Lüge, Neid, Gier und Bosheit erstarren, Mut  öffnete alle Türen und Tore und sie stiegen auf aus den Verließen: tanzend die Freude, mit ausgebreiteten Armen die Sehnsucht, umarmt von der Harmonie, dicht gefolgt von den Träumen, ein wenig geduckt noch die Angst, geschoben von der Stärke, dem singenden Glauben, die Melancholie seufzend.
Alle guten Gefühle der Menschen strebten in den großen Saal, der  erhellt wurde von dem Strahlen der Gemeinsamkeit  und dadurch die dunklen Schatten bannte. Die Fenster öffneten sich und das Licht flutete das Schloss, und das ganze Land. Das Leben kehrte zurück.


Flora von Bistram 2009











Nimm meine Hände

25 Jahre lang lebten immer wieder alte, kranke Verwandte bei uns mit im Haus. Ihre Pflege und Fürsorge war mir ein ganz wichtiges Anliegen, hatten sie mir doch immer wieder Kindheit geschenkt. So kann ich ihnen ein würdiges Alter bescheren, im Kreise der Familie.
Hier in unserem Haus hatten sie jeweils ihre zwei Zimmer mit Bad für sich, in denen die vertrauten Möbel standen, ihre Bilder hingen und ihre gesammelten Lebenserinnerungen Platz fanden.
So lernten auch meine Kinder den Umgang mit dem alten, kranken, sterbenden Menschen als etwas ganz Normales, zum Leben gehörend, kennen.


Oma wurde 86 Jahre alt

















Opa erreichte das 96. Lebensjahr, leider erblindet und gehörlos 




































Meine kleine Tante erreichte leider nur das 81. Lebensjahr, das Herz wollte nicht mehr
Sie war die letzten Jahre auf dem Stand eines dreijährigen Kindes. Das tat weh 

















Tante Oda erreichte das 96., ihr Mann das 101. Lebensjahr hier bei mir


Ich engagiere mich nach wie vor in der Suizidprävention, wie auch in der Sterbe- und Trauerbegleitung, speziell für sterbende Kinder und ihre Angehörigen setze ich meine Zeit und Kraft gerne ein. Da ich selber fünf Kinder im fünften und sechsten Monat verlor, kenne ich die Angst- und Verlustgefühle sehr genau, wenn es auch sicher gravierender, schmerzhafter ist, wenn man das Kind schon Jahre um sich hatte.






Leseprobe aus meinem Buch 

MELLY und das Geheimnis von UNTERLAND

Und plötzlich erhob sich Irmingardis mit weit sehenden Augen, den Kopf geneigt, als lausche sie weit hinaus und mit hoch erhobenen Armen gebot sie Ruhe. Ihre Worte erschütterten die Gänge der ewigen Höhlen, durch die sie hallten, wie Donnergrollen und mit der Schärfe von berstenden Blitzen durchfuhren sie die Lauschenden:
„Hört genau, was ich sehe!
Ich sage euch,
die Eispanzer werden brechen,
ihr werdet erwachen aus der Starre,
mit der diese böse Macht euch belegte,
ihr werdet sie finden,
liegend im Sand,
umspült von den Wellenkämmen
der tosenden See,
die Küste getränkt
mit ihren Tränen, ihrem Blut.
In den purpur blitzenden Strahlen
der untergehenden Sonne,
werden sie geritten kommen,
die Rächer auf ihren Einhörnern,
auftauchen aus dem Schlund
des brennenden Meeres,
um sie aufzunehmen
in den Kreis der verloren Geglaubten
und ihr Ruf wird weithin hallen,
dieser Ruf nach Gerechtigkeit.
Sie werden sie mit sich nehmen,
in der Milch der Gnade baden,
sie wiederbeleben
mit dem Schaumwein der Kraft,
gegoren aus der Liebe und Sehnsucht,
die Lilien und Rosen zu eigen sind,
deren Namen sie trägt.
L i l i a n - R o s e
wird leben,
denn nur sie kann
mit Hilfe des Erdenmädchens
die kristallene Blume des Friedens retten!
Lasst uns also gemeinsam
ihren Namen rufen,
dass unsere Kraft sie hält
und nicht abgleiten lässt
in das Jenseitsland!“


Irmingardis sank auf ihren Stuhl, einen Arm immer noch emporgereckt und aus unzähligen Kehlen stieg der Name der Fee empor, prallte von den Wänden ab, wurde weitergetragen von den Winden durch alle Welten und alle Wesen in den Lüften, den Meeren und zu Lande nahmen die Rufe auf und erhoben ihre Stimmen, reckten einen Arm empor, als wollen sie zum Kampf aufrufen und es erscholl sich fortsetzend ihr Name:
„Lilian - Rose!“
„Lilian – Rose!“
„Lilian – Rose!“




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