Vor 20 Jahren wurden bei mir 2 Bandscheibenvorfälle diagnostiziert, es sollte operiert werden. Ich wollte erst einmal ohne OP auskommen. Also bekam ich eine Reha im schönen Bad Herrmannsborn, damals noch überwiegend eine Rheuma- und orthopädische Klinik.
Jeden Tag Schwimmen, Ergometer, gezielte Wirbelsäulengymnastik , autogenes Training etc. Ich fuhr schmerzfrei nach Hause und konnte wieder am Sport, Tennis, Reiten, Schwimmen aktiv teil nehmen .
Ich pflegte schon damals meine alten Verwandten zu Hause, nicht gerade rückenfreundlich, wenn man Menschen heben und betten, stützen und behandeln muss und möchte.
Traten Rückenbeschwerden auf, kannte ich ja nun Übungen, die den Rücken entspannten. Schmerzmedikamente kamen für mich nicht in Frage, da ich (seit Kindheit mit allerlei Allergien behaftet) mehrfach wegen eines anaphylaktischen Schocks auf der Intensivstation aufwachte, (da z. B. nach Unfällen sofort ein Tropf mit Ibuprophen oder Diclophenac gegen Schmerzen verabreicht wurde.) Ich lernte, mit Schmerzen umzugehen, sie „weg zu atmen“
Im vergangenen Jahr ging nichts mehr mit Atmen oder Rückenübungen. Die Schmerzen wurden unerträglich. In der Klinik bekam ich, nachdem noch mehrere Schmerzmittel getestet wurden, die sich auch als allergen herausstellten, ein Opioid- Schmerzpflaster, das ich – Oh Wunder! – absolut vertrug. Die Schmerzen wurden ganz gering, doch es traten im Verlauf so massive Lähmungen auf, dass ich wieder in die Klinik musste.
Inzwischen hatte das offene MRT, in dem Aufnahmen im gerade Sitzen, vornübergebeugt und im Stehen gemacht wurden, ergeben, dass inzwischen 5 Bandscheibenvorfälle unterschiedlicher Stärke, allein im Lendenwirbelbereich das Rückenmark so einschnürten, dass die Schmerzen und Lähmungen fortschreitend waren, im Sakralwirbelbereich war der Wirbelkanal verknöchert und blockierte dort die Nerven. Also war klar, OP. Termine, oh weh…Wartezeiten bis zu einem halben Jahr, da bei mir sowohl die orthopädische Chirurgie, als auch die die Neurochirurgie zum Einsatz kommen musste.
Trotz des Opiumpflasters wurden nun auch die Schmerzen immer stärker, die Lähmungen gingen bis in den Unterleib.
Als Notfall kam ich nun im März in die Spezialklinik. Der Professor machte mir und meinem Sohn, der mich fuhr, klar, dass es immer die Versagensquoten gab, entweder weiter Rollstuhl und Verschlimmerung der Schmerzen, Rollstuhl, aber Verbesserung der Schmerzen oder aber die Gehfähigkeit zurück, aber auch dann noch evtl. mit Einschränkungen oder Schmerzen.
Ich hätte da Alles unterschrieben, Hauptsache, es wurde etwas getan.
Es wurden 2 Wirbel mit 4 Schrauben aufeinander geschraubt, sowie einige Expander und Implantate eingesetzt.
Ich vertrug die Narkose erstaunlich gut, man hatte sich auf eine Allergische Reaktion gut vorbereitet, sich ebenso auf meine Rhythmusstörungen mit einer Extrasonde über die Arterie am linken Puls eingestellt, doch die mehrstündige Operation verlief ohne fst ohne Zwischenfälle.
Nur 24 Stunden Intensivstation, dann kam ich schon in mein Zimmer zurück und von nun an ging es nur noch bergauf. Ich fühlte sofort, dass ich meine Zehen wieder bewegen konnte, dass ich sie fühlte, welch ein Glücksgefühl nach den vielen Monaten banger Unsicherheit.
Gehübungen, Lymphdrainage, Physiotherapie…alles ging wie von selbst, die Besserung hält auch jetzt, wieder zu Hause, weiter an. Die Wunde, die mit 26 Stichen genäht worden war, wird noch von dem Pflegedienst versorgt, der Physiotherapeut kommt für weiteres Üben und die wichtige Lymphdrainage ins Haus, was will ich mehr? Ich marschiere mit meinen „Krücken“(heißen ja Unterarmgehhilfen) nun auch schon draußen - naja, was ich so Marschieren nenne. Doch für mich ist jeder Tag ein kleines Freudenfest, da kann mich nichts erschüttern, denn
wieder gehen zu können
ist für mich das Schönste auf der Welt
(auch wenn es nie mehr freies Gehen sein wird)
(auch wenn es nie mehr freies Gehen sein wird)