Wieder einmal machte sich die Hoffnung auf den langen Weg der Entbehrung, denn sie hatte von einem Schloss in einem großen Land gehört, in dem die bösen Magier Argwohn, Häme, Feigheit und Lüge mit den Hexen Neid, Gier, Verachtung und Bosheit die Träume und die meisten Gefühle der Menschen gefangen hielten und folterten.
Die stummen Schreie der Unterdrückung färbten die Mauern und den Himmel blutrot, um das Schloss herum welkten die Blumen, die Bäume verdorrten und das Wild floh.
Eine düstere Einsamkeit breitete sich aus und legte sich fast wie eine Glocke um dieses Land und Jeder mied die Umgebung, denn die, trotz der Gefangenschaft, immer noch starke Sehnsucht saugte jede Wärme an, die aber in der Bannmeile des Unheils zu blutigen Kristallen gefror und sich so um das Schloss eine unüberwindlich erscheinende Barriere bildete.
Die Hoffnung traf auf ihrem Weg eine ganz kleine, zusammengekrümmte Gestalt und erkannte bestürzt die Liebe, die sich auch gerufen fühlte, doch kaum noch fähig war, ihren Weg fortzusetzen. So umarmte sie diese und nahm die dadurch erstarkte Liebe an die Hand und gemeinsam strebten sie frierend, aber sich gegenseitig immer wieder wärmend, dem düsteren Gemäuer zu.
Je näher sie den Eiskristallen kamen, umso mehr erschauerten sie in der sich ausbreitenden Kälte, doch eng umschlungen gingen sie weiter. Erstaunt blickten sie sich um, als sie Rufe hinter sich hörten.
Der Mut hatte sich erfolgreich gegen die Gefangennahme gewehrt und suchte nun Hilfe, um auch die Anderen befreien zu können.
Da zogen sie nun gemeinsam, Hand in Hand - die Hoffnung, die niemals aufgeben will, die Liebe, sich immer verströmend und der Mut, der nur ein Vorwärts kennt, ihre Stärke miteinander teilend, dadurch diese aber vermehrend - gegen die vermeintlich starken Feinde an.
Die Eiskristalle begannen im Strom der Liebe zu weinen und gaben den Weg frei, die Hoffnung nickte dem Mut zu, der voller Kraft die Tore öffnete und sie erreichten den großen Innenraum, in dem sich die Magier und Hexen ihnen entgegen stellten, sie mit aller Gewalt halten wollten, doch die sich ausbreitende Wärme, die Hoffnung und Liebe verströmten, ließen Argwohn, Häme, Lüge, Neid, Gier und Bosheit erstarren, Mut öffnete alle Türen und Tore und sie stiegen auf aus den Verließen: tanzend die Freude, mit ausgebreiteten Armen die Sehnsucht, umarmt von der Harmonie, dicht gefolgt von den Träumen, ein wenig geduckt noch die Angst, geschoben von der Stärke, dem singenden Glauben, die Melancholie seufzend.
Alle guten Gefühle der Menschen strebten in den großen Saal, der erhellt wurde von dem Strahlen der Gemeinsamkeit und dadurch die dunklen Schatten bannte. Die Fenster öffneten sich und das Licht flutete das Schloss, und das ganze Land. Das Leben kehrte zurück.
2009
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