Ich möchte mich in mich verkriechen und die laute, hektische
Welt ausschließen. Unerbittlich schleudert mich der schrill schreiende Wecker
aus dem Bett und die eiskalten Füße fassen kaum Tritt. Das Zimmer dreht sich,
flieht vor mir...oder ich in und mit ihm... und schleudert mich ins Bad. Blind
zeichnet der Spiegel dampfende Konturen, die nach mir zu greifen scheinen. Ich
wehre ab, reiße keuchend das Fenster auf. Luft, die erstarren lässt und doch
etwas Antrieb gibt.
Anziehen, frühstücken..der Kühlschrank reißt sein zahnloses, leeres
Maul auf und will mich einsaugen, um Fülle zu spüren.
Ich muss etwas einkaufen, sie wollen mich heute besuchen...die, die
ich nicht sehen will.
Der Weg zum Geschäft erscheint mir unendlich lang. Lagen da schon
immer die Pflastersteine so unangepasst, ließen ihre Kanten mich schon häufiger
stolpern? Ich fühle tief in mir die hämischen Blicke derer, an denen ich
versuche, unsichtbar vorbei zu huschen. Gelächter oder ist es nur das Klappern
anderer Schuhe? Ich weiß es nicht.
Stakkato der Sonne, denn die rasenden Wolken verhüllen, lassen frei,
verhüllen, lassen frei... geblendete Augen zusammengekniffen, Herzschlag dröhnt in den Ohren.
Stimmengewirr, kreischend, sich überschlagend, mir fällt mein
Kleingeld prasselnd auf die metallene Umkleidung des Fließbands und
verschwindet unter und neben riesigen Füßen, die bedrohlich näher kommen.
Ich flüchte, noch das dumpfe Dröhnen der ineinander knallenden
Einkaufswagen zwischen meinen Schultern spürend.
Auspuffgase wollen mich ersticken, Motoren heulen meinen Totengesang
und doch...
ich erreiche meine Wohnung, schließe gehetzt die Tür, bevor ich an der
Wand runterrutsche und mich weinend umschlinge.
Flora von Bistram 1972
Aus meiner Sammlung aus Gesprächen
„Begegnung mit Menschen am Rande“
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