Drabbles
Ich weiß nicht mehr, wie lange unsere Lebensgemeinschaft
schon besteht. Lass mich überlegen. Kann es tatsächlich schon so lange her sein,
dass ich fast in Dich reinlief? Ich zögerte nicht lange, sondern griff gleich
zu.
Du zogst schon nach wenigen Tagen völlig komplikationsfrei
bei mir ein. Weißt Du eigentlich, dass wir in den ganzen 14 Jahren nicht einmal
gestritten haben?
Es war ein gleichmäßiges Miteinander. Doch jetzt hast du mich verlassen, einfach
so. Mit einem Knall war unsere Beziehung
beendet.
Ich sehe dir nach, wie du in dem Auto verschwindest.
Meine gute, alte Waschmaschine - auf dem Weg zur Müllkippe.
Alte
Freundin
Du
hattest dich ohne Anmeldung bei mir einquartiert
und
ich hatte nichts dagegen unternommen. Ich dachte,
als
du plötzlich verschwunden warst, es sei dir etwas passiert.
So
völlig ahnungslos zu sein, was los war, hat mir manchen
Gedanken
beschert.
Eigentlich
hatten wir doch den Sommer so gelebt, wie es uns
beiden
gefiel.
Ich
habe dich meistens in Ruhe deine Tage bestimmen lassen,
selbst
wenn mir manche deiner Aktivitäten nicht recht, ja fast
zuwider
waren.
Du
bist mir nicht großartig auf den Wecker gefallen, du warst
Seltsam,
nun schaue ich doch nach dir aus.
Alte
dicke Spinne
Die
neuen Nachbarn
Man
kann mir wirklich nicht nachsagen, dass ich intolerant,
fremdenfeindlich oder egozentrisch wäre. Immer versuche ich, mit den
Nachbarn gut auszukommen, ihre Fehler und Macken zu akzeptieren, wie
sie die meinen auch.
Doch
mittlerweile zweifle ich an mir selbst. Ich fühle mich vollkommen
überfordert, diese Mitbewohner anzuerkennen. Es vergeht kein Tag, an
dem mich allein das Bewusstsein, sie sind hier im Haus, so aggressiv
und sauer macht, dass ich schon Angst vor Überreaktionen habe.
Jede
Nacht diese Geräusche, jede Nacht die Schlaflosigkeit. Ich will,
dass sie wieder verschwinden, ich halte das nicht mehr aus.
Morgen
kaufe ich sicher eine Mausefalle.
floravonbistram
Gefühlsüberschwang
Seine
linke Hand strich sanft über ihren Rücken, malte die Konturen nach,
während seine rechte in ihrem Schoß liegend von ihrer Hand fast
zerquetscht wurde. Immer wieder ließ sie ein Seufzen und Stöhnen
hören, unterbrochen von mitunter schrillen Schreien, die dann wieder
von einem tiefen, langanhaltenden O-O-O-OH abgelöst wurden.
„Ich
halte es nicht länger aus, oh bitte…ich kann nicht mehr…“
stammelte sie und krallte sich an ihn. Er hielt sie nun noch fester,
strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Ach Schatz, Schatz…ist
doch gut.“ Er lachte, indem er die zittrig Stammelnde an sich zog,
als die Achterbahn endlich
anhielt.
FvB
1987