Wer es verstehen kann, der verstehe es. Wer aber nicht, der lasse es ungelästert und ungetadelt. Dem habe ich nichts geschrieben. Ich habe für mich geschrieben. (Jakob Böhme)

Adieu, alte Liebe


Drabbles

Ich weiß nicht mehr, wie lange unsere Lebensgemeinschaft schon besteht. Lass mich überlegen. Kann es tatsächlich schon so lange her sein, dass ich fast in Dich reinlief? Ich zögerte nicht lange, sondern griff gleich zu.
Du zogst schon nach wenigen Tagen völlig komplikationsfrei bei mir ein. Weißt Du eigentlich, dass wir in den ganzen 14 Jahren nicht einmal gestritten haben?
Es war ein gleichmäßiges Miteinander.  Doch jetzt hast du mich verlassen, einfach so.  Mit einem Knall war unsere Beziehung beendet.
Ich sehe dir nach, wie du in dem Auto verschwindest.
Meine gute, alte Waschmaschine - auf dem Weg zur Müllkippe.


Alte Freundin

Du hattest dich ohne Anmeldung bei mir einquartiert
und ich hatte nichts dagegen unternommen. Ich dachte,
als du plötzlich verschwunden warst, es sei dir etwas passiert.
So völlig ahnungslos zu sein, was los war, hat mir manchen
Gedanken beschert.
Eigentlich hatten wir doch den Sommer so gelebt, wie es uns
beiden gefiel.
Ich habe dich meistens in Ruhe deine Tage bestimmen lassen,
selbst wenn mir manche deiner Aktivitäten nicht recht, ja fast
zuwider waren.
Du bist mir nicht großartig auf den Wecker gefallen, du warst
im Allgemeinen sehr genügsam.
Seltsam, nun schaue ich doch nach dir aus.

Alte dicke Spinne



Die neuen Nachbarn

Man kann mir wirklich nicht nachsagen, dass ich intolerant, fremdenfeindlich oder egozentrisch wäre. Immer versuche ich, mit den Nachbarn gut auszukommen, ihre Fehler und Macken zu akzeptieren, wie sie die meinen auch.
Doch mittlerweile zweifle ich an mir selbst. Ich fühle mich vollkommen überfordert, diese Mitbewohner anzuerkennen. Es vergeht kein Tag, an dem mich allein das Bewusstsein, sie sind hier im Haus, so aggressiv und sauer macht, dass ich schon Angst vor Überreaktionen habe.
Jede Nacht diese Geräusche, jede Nacht die Schlaflosigkeit. Ich will, dass sie wieder verschwinden, ich halte das nicht mehr aus.
Morgen kaufe ich sicher eine Mausefalle.


floravonbistram



Gefühlsüberschwang

Seine linke Hand strich sanft über ihren Rücken, malte die Konturen nach, während seine rechte in ihrem Schoß liegend von ihrer Hand fast zerquetscht wurde. Immer wieder ließ sie ein Seufzen und Stöhnen hören, unterbrochen von mitunter schrillen Schreien, die dann wieder von einem tiefen, langanhaltenden O-O-O-OH abgelöst wurden.
Ich halte es nicht länger aus, oh bitte…ich kann nicht mehr…“ stammelte sie und krallte sich an ihn. Er hielt sie nun noch fester, strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ach Schatz, Schatz…ist doch gut.“ Er lachte, indem er die zittrig Stammelnde an sich zog, als die Achterbahn endlich anhielt.


FvB 1987